Realschule Freyung Gastgeberin für tschechische Partnerschulen
Freyung/Passau — Vier Tage voller Praxis, Sprache und Begegnung: Vom 13. bis 16. Oktober 2025 veranstaltete die Handwerkskammer Niederbayern‑Oberpfalz in Kooperation mit der Südböhmischen Wirtschaftskammer einen Schüleraustausch, der jungen Menschen aus beiden Ländern Einblicke in handwerkliche Berufe sowie in die Kultur und Sprache des Nachbarlandes ermöglichte. Teilnehmende Schulen waren die Grundschule Třeboň, die Grundschule Krumau, die Mittelschule Hauzenberg und die Realschule Freyung.

Herzliche Begrüßung der Gäste an der Freyunger Relaschule (Ursula Stegbauer- Hötzl, Mathias Simmerl, Jana Kubicova und Adela Pribylova)
Unter dem Projekttitel „Handwerkshelden – Karriereperspektiven im Handwerk“ konnten die Jugendlichen in Betrieben und Bildungszentren praktische Erfahrungen sammeln und zugleich Kontakte knüpfen, die beim geplanten Gegenbesuch auf tschechischer Seite im Frühjahr 2026 vertieft werden sollen.
„Für unsere Schülerinnen und Schüler des Wahlfachs Tschechisch ist das eine einmalige Gelegenheit, die im Unterricht erworbenen Sprachkenntnisse im direkten Kontakt anzuwenden“, betonte Realschuldirektorin Ursula Stegbauer‑Hötzl. „Tschechisch ist aufgrund unserer geografischen Nähe nicht nur ein kultureller Gewinn, sondern eröffnet auch reale Berufschancen – im Handwerk, im Handel und in regionalen Unternehmen.“
Die Realschule Freyung ist die einzige Realschule in Niederbayern, die das Wahlfach Tschechisch anbietet. Das Austauschprojekt ist dort fester Bestandteil des Konzepts zur beruflichen Orientierung und wurde von den Lehrkräften Matthias Bernhard und Matthias Simmerl begleitet.
Vier Tage, vielfältiges Programm
Der Austausch begann am Montag, 13. Oktober, mit der offiziellen Begrüßung an der Realschule Freyung. Im neuen interaktiven und „virtuellen Praktikum“ der Handwerkskammer Niederbayern- Oberpfalz - „Career captain“ - testeten die Schülerinnen und Schüler den Beruf des Anlagenmechanikers. Auf virtuellen Unternehmensinseln entdeckten sie den Ausbildungsberuf in interaktiven Spielen und erlebten so frühzeitig, was wirklich zu ihnen passt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Schülermensa stand ein „realer Firmenbesuch“ bei der Firma Weigerstorfer in Freyung auf dem Programm. Am Abend bezogen die Teilnehmenden das Haus der Jugend in Passau, wo sie gemeinsam zu Abend aßen.
Der Dienstag bot praxisnahe Mitmach‑Stationen: Die Confiserie Simon und das Sanitätshaus Fürst luden unter der Leitung der Handwerksmeister Walter Simon (Konditorei Simon) und Stefan Fürst (Sanitätshaus Fürst) zum Ausprobieren ein. Am Nachmittag konnten sich die Jugendlichen bei einer Betriebsbesichtigung in der Druckerei Mindl über Hochdruck-, Offset‑ und Digitaldruckverfahren informieren, bevor der erlebnisreiche Tag im Trampolinpark „Jumpzone“ ausklang.

Stolz präsentieren die Freyunger Handwerksheld*innen ihre Zertifikate
(Reihofer Manuel, Michael Neubauer, Julian Eberl, Reihofer Maximilian, Pinker Tobias, Kellermann Leon mit Matthias Bernhard, Lucie Imberova, Ursula Stegbauer- Hötzl, Christian Kaiser, Jürgen Dupper, Christian Fiebig, Gitte Wagner und Mathias Simmerl)
Am Mittwoch fuhren die Gruppen zum Bildungszentrum der Handwerkskammer Niederbayern‑Oberpfalz. Dort wurden Berufe wie Schreiner, Kfz‑Mechatroniker, Glaser und Anlagenmechaniker vorgestellt und erste praktische Erfahrungen gesammelt. Der Abend gehörte einer interaktiven Stadtführung in Passau: „Glanz und Elend“ führte mit verkleideten Schauspielern durch die Höhen und Tiefen der Stadtgeschichte und bot den Schülerinnen und Schülern einen lebendigen Zugang zur lokalen Kultur.
Der Donnerstag führte noch einmal ins Bildungszentrum der Handwerkskammer, wo die Jugendlichen ihre praktischen Fertigkeiten vertiefen konnten. Den Abschluss bildete am Nachmittag die feierliche Zertifikatsübergabe. Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Schule und Politik lobten das Engagement der Schülerinnen und Schüler und hoben den Wert grenzüberschreitender beruflicher Orientierung hervor.
„Handwerk hat goldenen Boden“, sagte Christian Kaiser Bereichsleiter der Handwerkskammer Niederbayern‑Oberpfalz und ergänzte: „Durch praktische Angebote und Kooperationen mit Schulen schaffen wir Perspektiven – das sichert Fachkräfte von morgen und stärkt die Region.“ Oberbürgermeister Jürgen Dupper, ebenfalls anwesend, würdigte die Initiative: „Solche Begegnungen fördern nicht nur wirtschaftliche Verbindungen, sie bauen Brücken zwischen Menschen und Kulturen. Das ist gelebte Nachbarschaft.“
Pädagogischer und wirtschaftlicher Nutzen
Die Verantwortlichen betonten, dass die Kombination aus beruflicher Orientierung und sprachlichem Austausch pädagogisch besonders wertvoll sei. Die Heranwachsenden profitieren nicht nur von handwerklichem Know‑how, sondern entwickeln auch interkulturelle Kompetenzen — ein Vorteil für das spätere Berufsleben in einer grenznahen Region.

Mit großem Eifer gestaltete die Freyunger Realschüler gemeinsam mit Walter Simon (Konditorei Simon) Herzen aus Honiglebkuchen
Reihofer Manuel, Michael Neubauer, Julian Eberl, Reihofer Maximilian, Hoffmann, Johanna, Pinker Tobias, Kellermann Leon mit Walter Simon und Mathias Simmerl
Organisatorisch wurde das Treffen von der Handwerkskammer Niederbayern‑Oberpfalz und der Südböhmischen Wirtschaftskammer getragen; mit dabei waren außerdem politische und administrative Partner. An der Abschlussfeier nahmen unter anderem Realschuldirektorin Ursula Stegbauer‑Hötzl, stellvertretend für den Landkreises Freyung‑Grafenau Christian Fiebig, Vertreter der Handwerkskammer um Bereichsleiter Christian Kaiser sowie Michaela Rychnavská und Mgr. Veronika Bejerová von der Südböhmischen Wirtschaftskammer teil.
Ausblick: Kontakte langfristig pflegen
Aufgrund der positiven Erfahrungen soll die intensive Freundschaft der Freyunger Realschule mit ihrer tschechischen Partnerschule in Třeboň über 2026 hinaus fortgeführt werden. Das Landratsamt Freyung‑Grafenau, die Handwerkskammer Niederbayern‑Oberpfalz und die Realschule Freyung sind bereits in Gesprächen, wie künftig Begegnungen zwischen den Schülerinnen und Schülern ermöglicht und ausgeweitet werden können. Die enge Zusammenarbeit von Schule und Handwerk soll dabei weiterhin ein zentrales Element eines neuen Austauschkonzepts bleiben.
Die Organisatoren sehen in dem Projekt ein Modellbeispiel für berufliche Orientierung in Grenzregionen: Praxisnah, grenzüberschreitend und nachhaltig gefördert durch INTERREG Bayern‑Tschechien 2021–2027. Die beteiligten Jugendlichen gehen mit neuen Eindrücken, Fähigkeiten und Kontakten nach Hause — und mit der Aussicht, beim Gegenbesuch im Frühjahr 2026 dort weiterzumachen, wo diese Begegnung aufgehört hat.









